Das Problem des durchhängenden Dachhimmels kennen viele Besitzer eines jungen Oldtimers. Bis in die späten 60er Jahre wurden die Himmelbezüge mit meist gelochter Prägung über ein Drahtgestell unter Spannung eingesetzt. Auch diese Dachinnenverkleidung kann altern, sie kann reissen, kann vergilben. Sie passend unterm Dach einzusetzen, ist nicht ganz einfach. Aber dies ist ein anderes Thema.
In diesem Artikel geht es um die nächste Generation der Dachhimmel ab den 70er Jahren: Im Sandwich- oder Layerprinzip wurden verschiedene Materialien verklebt und dann am Stück eingesetzt. Üblicherweise kam auf eine geformte Trägerplatte aus Pappe oder Fiber ein 2mm starker Schaumstoff für die Dämmung. Hierauf wurde entweder Kaschierstoff oder auch direkt das Bezugsmaterial geklebt. Die Kleber der frühen 70er und 80er Jahre waren aber nicht immer Resistent gegen Hitze und auch der Schaumstoff zerbröselte irgendwann in seine Bestandteile. Mitte der 80er wurden die industriellen Hochtemperaturkleber besser, teilweise wurden Trägermaterial und Bezug auch miteinander verfilzt oder mit ganz anderen Techniken verbunden. Jedenfalls tritt der durchhängende Dachhimmel dann nicht mehr so häufig auf.
In den ersten 2 cm direkt unter einem Autodach kann es im Sommer bei Sonneneinstrahlung bis zu 90°C warm werden. Die meisten Kleber – insbesondere Spühkleber aus dem Baumarkt oder Fotobereich – halten aber nur bis ca. 60°C. Es ist also wichtig, bei Herstellung und Reparatur eines Himmels das Richtige Material auszuwählen. Das gilt auch für den Schaumstoff. Billiges Material aus dem Baumarkt oder Näh- und Handarbeitsbedarf hilft nicht!
Sofern es für das Fahrzeug von einem Hersteller noch neue und passende komplette Himmel zu einem akzeptablen Preis gibt, möchte ich immer raten, einen solchen zu verwenden. Manchmal ist der Austausch ganz einfach, manchmal muss die Front- oder Heckscheibe ausgebaut werden. Das hängt vom Fahrzeug ab. Wenn aber allein der Austauschhimmel über 300 EUR kostet und der der Ein- und Ausbau einer Scheibe dazu kommt, sollte man die nachfolgende Methode anwenden.

Der Ausgangszustand mit hängendem Himmel. So oder ähnlich sieht es bei vielen Jaguarbesitzern in Innern der Autos aus. Im Nächsten Schritt müssen die umlaufenden Zierblenden gelockert werden. Hierzu ist das eine oder ander Teil abzuschrauben. Anschließend wird der Bezugsstoff und Füllmaterial ringsum herausgelöst. Vorsichtig, denn wir benötigen noch eine Schablone und es rieselt eine Menge Dreck von oben.

Dies ist die Sicht auf das bereits gereinigte Trägermaterial (hier ist es eine Art GFK). Es dürfen keine Reste mehr vorhanden sein, eventuelle Risse und Brüche sind nun zu beheben. Die Verblendung ringsum ist mit Papier abgeklebt und der Innenraum des Fahrzeugs mit Folie ausgelegt. Auch kann man sehen, dass die Mitte des Daches mit zwei Linien von vorn nach hinten und von rechts nach links gekennzeichnet wurde.

Anhand der Maße des Originalstoffes wird der neue Bezugsstoff zugeschnitten. Ringsum habe ich noch eine handbreite Zugabe gelassen. Wer lieber riskant lebt, kann auch genau passend zuschneiden. Auch auf der Rückseite des neuen Bezugstoffes werden die zwei Mittellinien eingezeichnet genau auf der rechts-links Mittellinie wird dann ein farbloser Hochtemperatursprühkleber auf dem Bezug und auf der Trägerpappe aufgetragen. Der neue Bezugsstoff wird dann mittig entlang der Linie passgenau eingehängt. Das muss einigermaßen schnell geschehen, denn der Kleber ist nach 5 Minuten fest.

Dann wird erst die vordere, danach die rückseitige Hälfte des Himmels und des Daches mit dem Kleber eingestrichen oder eingesprüht. Entlang der auch hier gezeichneten Mittellinie wird der Himmelstoff dann vorsichtig (nicht seitlich verziehen, keine Falten schlagen) und zügig angedrückt. Wer sich verklebt, muss großzügig wieder abziehen und neu verkleben, sonst hält das nicht mehr. Tipp: Hierbei weiße Stoffhandschuhe tragen, damit die Werkstattfinger sich nicht auf dem neuen, hellen Material verewigen.